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Die sogenannte „16-Core-Lizenz“ für den Windows Server: Fakt oder Erfindung?

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Dennis KnappeTechnical ITAM Consultant
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Seit Jahren wird immer von der 16-Core-Lizenz gesprochen. Dieser Blogartikel räumt mit einem weit verbreiteten Halbwissen auf, das auch schnell zu Compliance-Risiken führen kann. 

Über einen Lizenzierungsmythos

Für den Windows Server in den Editionen Standard und Datacenter gilt seit der Version 2016 die Core-Lizenzierung. Dazu kommen CALs für die Zugriffe – diese sind aber nicht Thema dieses Blogbeitrags.

Version 2016? Auch ohne Blick auf den Kalender weiß man: Das ist ja schon eine ganze Weile her. Umso erstaunlicher, dass sich seither scheinbar unzerstörbar ein Mythos über die Lizenzierung des Windows Servers hält, mit dem wir in diesem Blogpost ein für alle Mal aufräumen wollen und müssen: Wollen, weil wir als Advisory Service per se nichts Falsches stehen lassen wollen; müssen, weil sich hier leicht eine Compliance-Falle auftun kann. Es geht um die sogenannte 16-Core-Lizenz. Zwei Aussagen dazu:

  1. Die 16-Core-Lizenz gibt es nicht und hat es nie gegeben.
  2. Core-Lizenzen, die ein Kunde erworben hat, dürfen auf unterschiedliche Server aufgeteilt werden.

Klingt erstmal wie ein krasser Widerspruch, oder? Aber die Aussagen werden gleich glasklar werden – versprochen. 

Das sind die Fakten über die Lizenzierung des Windows Servers

Wenn Kunden heute einen Server mit Microsoft Windows Server lizenzieren möchten, gelten zwei grundsätzliche Mindestmengen: 8 Core-Lizenzen pro CPU und 16 Core-Lizenzen pro Server. Das ist in den Produktbestimmungen ganz eindeutig beschrieben:

Benötigt werden so viele Lizenzen, wie Physische Cores auf dem Lizenzierten Server vorhanden sind, mindestens aber 8 Lizenzen pro Physischem Prozessor und mindestens 16 Lizenzen pro Server.

Es muss also pro Server gezählt werden, wie viele CPUs verbaut sind und wie viele Cores jede CPU hat. Diese Summe an Cores muss nun lizenziert werden. 16 Cores pro Server sind heutzutage sehr verbreitet, daher ist die Mindestmenge vom Hersteller nicht zufällig gewählt.

Was müssen Kunden nun beschaffen?

Microsoft bietet Core-Lizenzen in 2er-Packs und, „for convenience“, auch in 16er-Packs an. Und genau an dieser Stelle hat sich im Laufe der Zeit der Mythos, das Halbwissen, der Trugschluss oder wie immer man es nennen möchte etabliert, es gäbe eine so genannte 16-Core-Lizenz. Denn das wäre natürlich einfach zu zählen und damit auch einfach zu bestellen: Jeder Server bis zur Mindestmenge benötigt einen 16er-Pack.

Die einfachste Beschaffung auf Erden: Anzahl Server = Stückzahl in der Bestellung. Wunderbar!

Wir aber wollen dem Mythos zu Leibe rücken. Dafür müssen wir zunächst folgende Begriffe kurz voneinander abgrenzen: Produkt, Lizenz (also das Nutzungsrecht) und Artikel. 

Wichtige Unterscheidung: Produkt, Lizenz und Artikel

Ein Artikel bezeichnet die kaufmännische Einheit, die man erwerben kann und die einem das Nutzungsrecht an einem Produkt gewährt. Das ist in allen Szenarien, in denen „Menge 1“ verwendet wird, sehr einfach. 1x Artikel gewährt 1x Nutzungsrecht an einem Produkt.

Da eine ungerade Anzahl an CPU-Cores heutzutage kaum noch zu finden ist, werden Core-Lizenzen für Windows Server mindestens in 2er-Packs verkauft. Ein Artikel gewährt damit zwei Nutzungsrechte an Windows Server pro Core. Oder eben 2 Core-Lizenzen. 
Dazu der Auszug aus einer Kundenpreisliste: „Win Server DC Core 2025 SLng 16L“ steht dort unter Artikelbeschreibung, wobei das „16L“ am Ende für „16 Licenses“ steht.

Wie eingangs beschrieben gibt es damit keine „16-Core-Lizenz“. Es handelt sich nicht um ein Nutzungsrecht, das 16 Cores abdeckt, sondern um 16 Nutzungsrechte, die jeweils ein Core abdecken. 

Der Mythos ist hartnäckig - weitere Beweise

Noch nicht überzeugt? Schauen wir mal in den Windows Server 2016 Licensing Guide vom Oktober 2017. In diesem 32 Seiten langen Pamphlet findet sich auf Seite 22, in der Rubrik FAQs, folgender Eintrag:

4. Can I split my Windows Server 2016 core licenses across multiple servers? 
Yes. Core licenses are sold in 2-packs, as well as optional 16-packs (for convenience), and each individual license may be assigned to a separate physical server.

Gäbe es eine so genannte 16-Core-Lizenz, dann müsste deren Nutzungsrecht auch in den Produktbestimmungen geregelt sein. Es müsste beschrieben sein, wie man eine Lizenz für 16 Cores verwenden darf.

Die Produktbestimmungen sind hier zu finden und für jedermann frei zugänglich. Sie beinhalten keine Nutzungsrechte für eine 16-Core-Lizenz: https://www.microsoft.com/licensing/terms/

Fazit 

Was aber bedeutet das nun für künftige Beschaffungen?  
Als erstes sollte geprüft werden, ob alle Server, die es zu lizenzieren gilt, mit mindestens 2 CPUs mit je 8 Cores konfiguriert sind. Falls ja, zählt man schlicht und ergreifend alle physischen Cores über alle Server zusammen. Nehmen wir als Beispiel 3 Server an, von denen einer im gesamten 20 Cores benötigt und die anderen beiden die Mindestmenge von 16.

Ergibt einen Gesamtbedarf von 52 Core-Lizenzen (16+16+20). Diese 52 Core-Lizenzen können nun nach Belieben beschafft werden: 

26x 2-Core-Pack? Klar.  
3x 16-Core-Pack und 2x 2-Core-Pack? Selbstverständlich.  
1x 16 Core-Pack und 18x 2-Core-Pack? Korrekt, wenn auch unüblich. 

Wenn Sie also in Zukunft mit der Aussage konfrontiert werden, man dürfe das 16er-Pack nicht aufteilen, verweisen Sie gerne auf diesen Blogbeitrag.

Und falls das immer noch nicht überzeugt, beraten wir von SoftwareOne Sie selbstverständlich jederzeit gerne persönlich. 

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Sie wünschen sich weiterführende Informationen?

Kontaktieren Sie doch einmal die Experten unserer Microsoft Advisory Services.

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