Teil 2: Erfolgreiches Mergers & Acquisitions-Projekt im Bereich IT-naher Verträge
Mergers & Acquisitions-Projekte im Bereich IT-naher Verträge stellen alle beteiligten Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Am Day-1, an dem der rechtliche Übergang erfolgt, muss daher eine Punktlandung sichergestellt sein, damit die Business Continuity nicht durch fehlende IT-Lieferverträge gefährdet ist. Auf der anderen Seite sollte man die in der Regel bei M&As heftige Bewegungen innerhalb bislang festgefügter Strukturen zeitgleich aber auch nutzen, um Einsparpotentiale zu realisieren. Dazu bedarf es jedoch eines generalstabsmäßig ausgeklügelten Plans.
Josef Breitenlechner und Martin Fienhold leiten das Team M&A Advisory Services bei SoftwareOne, entwickeln gemeinsam Strategien und skizzieren in diesem Blogbeitrag solch einen Approach.
Welche Ziele werden bei M&A-Projekten verfolgt?
Nach unserer Checkliste im ersten Teil dieser Blogreihe – einer kleinen Anleitung für die Vorbereitung – geht es nun um die zielgerichtete Umsetzung des Kaufs, des Verkaufs oder der Trennung von Unternehmen.
Ganz zu Anfang steht immer die Frage nach den Zielen.
Natürlich können sich die Ziele hinsichtlich von Verträgen und Lizenzierung im IT-Bereich bei einem Merger und Acquisition-Projekt unterschiedlicher Unternehmen individuell unterscheiden. Aller Erfahrung nach kristallisieren sich in der Regel aber relativ sicher diese drei Anforderungen heraus:
- Sicherstellung der operativen Geschäftskontinuität zu Day-1.
- Kontrolle und Reduzierung von rechtlichen und finanziellen Risiken.
- Vermeidung und Reduzierung der Software- und IT-Ausgaben.
Auf diesen Anforderungen beruht dann auch die Herangehensweise an ein M&A-Projekt, wie sie im Folgenden – schematisch - beschrieben wird.
Was ist die Grundlage für eine erfolgreichen Migration von IT und Lizenzen?
Die Basis für M&A im Bereich IT-naher Verträge ist das im Unternehmen implementierte Software Lifecycle Management, SLM.
Die Aussage klingt ein wenig wie eine Selbstverständlichkeit. Aber schließlich kann man von einem Land in eine anderes lediglich dann reibungslos mit der Bahn fahren, wenn auch dort Schienen und Bahnhöfe existieren. Andere Reisemöglichkeiten gäbe es auch – aber das wäre entsprechend kostspielig.
Existiert SLM, ist es allerdings wichtig, dass der ins Boot geholte Dienstleister mit seiner Expertise SLM sozusagen mit verbundenen Augen spielen kann. Nun zum Approach.
Schritt 1: Das Projekt wird aufgesetzt – Themenfelder
Für die Durchführung von Beratungsprojekten gibt es allgemeine Rahmen, die sich in vielen Jahrzehnten bewährt haben. Nach diesem generellen Muster wird auch hier verfahren.
Zunächst wird nach gründlicher Analyse der Ziele der Projektansatz, der im individuellen Fall zur Anwendung kommen soll, festgelegt; also quasi die Strategie für das erfolgreiche Erreichen der Projektziele.
Dann wird das Gesamtprojekt ausgerichtet. Ganz wichtig ist dabei die Zieldefinition des alten im Gegensatz zum entstehenden, neuen Unternehmen. Nicht im Sinne der drei, oben vorgegeben Ziele, sondern hinsichtlich zum Beispiel dessen, was konkret übernommen, oder was nicht fortgeführt werden soll.
Die Projektmethodik kann einem der bekannten Verfahren folgen, also Agil, Wasserfall, Lean, Scrum, etc.: Wichtig ist hier eine Auswahl, die den Gegebenheiten idealer Weise entspricht. Das gleiche gilt für die Projektorganisation: Übernimmt ein Unternehmen ein anderes im gleichen Bürogebäude oder auf einem anderen Kontinent? Logischerweise würden sich dann viele praktische Abläufe massiv unterscheiden, was die Art der Organisation natürlich spiegeln müsste. Projektrichtlinien regeln schließlich Fragen wie die nach Wirtschaftlichkeit oder, in der IT stets ein Thema, der Security.
Ein Governance-Modell ist letztendlich von großer Wichtigkeit, da ohne die detaillierte, vor dem Projektstart durchgeführte Festlegung etwa von Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnissen in der Regel Verzögerungen entstehen, wenn sich an einem Punkt zwei oder mehr Möglichkeiten auftun.
Mit der Festlegung bzw. Sichtung aller Anbieter, Quellen und Systemen, die die im Projekt tätigen mit Daten aller Art versorgen, ist im Prinzip die Phase des Aufsetzens des M&A Projekts abgeschlossen.
In dem so gesetzten Rahmen kann nur das eigentlich Projekt gestartet werden.
Schritt 2: Identifizierung, Abwägung und Priorisierung der konkreten Maßnahmen
Kriterien zur Priorisierung zu entwickeln, ist eine Grundvoraussetzung für die Reihenfolge jeglicher Migration im Rahmen von M&A: Keinesfalls dürfen Units zuerst behandelt werden, die keine oder nur geringe Auswirkungen besonders auf Ziel 1, die Buseiness Continuity, haben.
Eine darauf folgende Anforderungsanalyse hinsichtlich Daten, Datenquellen und Datenqualität „nordet“ die zur Verfügung stehenden oder angeforderten Informationen „in eine Richtung“ ein: Nur durch die Herstellung von Vergleichskriterien kann eben auch ein Vergleich erfolgen. Klingt ein wenig nach einer Binsenweisheit, erfordert in der Praxis aber eine gehörige Menge Know-how.
Der durch allediese Vorarbeiten nun möglich gewordene, folgende Teilschritt stellt durch seinen Umfang und die Vielzahl der berührten Themenfelder fast ein eigenes Projekt im Projekt dar: Es geht um das Identifizieren, Dokumentieren und Bewerten des gesamten Umfelds. Dazu zählen einzelne legal Entities ebenso wie sämtliche Lieferanten, die mit diesen abgeschlossenen Verträge und deren Zyklen, wie etwa Enddaten bzw. anstehende Renewals, aber auch alle Infrastrukturen und Anwendungen.
Ist diese Bewertung abgeschlossen, kann mit der Kategorisierung der oben genannten Lieferanten, Verträge und Applikationen, etc., begonnen werden.
Hiermit ist die Faktenlage geschaffen und bewertet.
Schritt 3: Gesamtanalysis & Bewertung
Nun stellt sich die Frage: Ist aufgrund der Lage die Baseline, also der Punkt, an dem das Projekt starten soll, so zu halten oder muss hier korrigiert werden? Ist der Umfang korrekt geschätzt oder muss auch hier nachjustiert werden? Man darf nie vergessen: Es gilt, mit dem Day-1 eine Punktlandung hinzulegen, nicht davor, keinesfalls aber auch danach erst herauszukommen.
Mit Schritt 4 stehen die Entscheidungen an. Deshalb erfolgt nun nochmals eine Konsolidierung, Analyse, Verknüpfung und Bewertung aller Fakten hinsichtlich legal Entities, Lieferanten, Verträge, Renewals, Infrastrukturen, Applikationen & Services.
Schritt 4: Entscheidungen
Nun werden sozusagen die Früchte all der vorangegangenen Schritte geerntet.
Alle Entscheidungsgrundlagen werden geprüft. Eine Strategie für Übergang, Transfer und hinsichtlich der - und Verträge wird definiert. Eine konkrete Terminplanung wird vorgenommen. Welche Auswirkungen wird welche Stufe auf wen haben? Die anzunehmenden Auswirkungen müssen analysiert und an die Beteiligten kommuniziert werden. Zeichnen sich irgendwelche operativen Betriebsrisiken ab? Gibt es offene rechtliche Fragen oder können diese entstehen? Wenn ja, wo? Business Continuity ist Pflicht.
Die Frage der Kosten, kurz, allem was sich um die finanzielle Seite dreht, ist daneben sozusagen die Kür: Korrekt abzuschätzen, wo zusätzliche Kosten entstehen, aber auch wo Einsparpotenziale sichtbar werden könnten, einschließlich natürlich bei den Verträgen und anstehenden Renewals sowie den Applikationen, den Services und der gesamten Infrastruktur.
Nun fällt der Startschuss!
Schritt 5: Umsetzung
Wie in eigentlich jedem Beratungsprojekt, so ist auch hier die richtige Kommunikation das A und O des letztendlichen Erfolgs. Die Kommunikation darf natürlich nie abreißen, vor allen aber darf hier auch keine Verzettelung entstehen, bei der niemand so recht weiß, mit wem er sprechen und dabei sicher stellen kann, dass irgendein Problem entweder gar nicht aufkommt oder gleich im Keim erstickt wird. Also hat sich auch hier die Einsetzung eines SPOC (Single Point of Contact) bewährt.
Dies gilt besonders für alles im Zusammenhang mit den anstehenden Verhandlungen mit den Lieferanten, die der Nutzung über Transitional Service Agreements zustimmen müssen und in die Ausfertigung und Übergabe neuer, sowie in die außerordentliche Kündigung alter Verträge eng involviert sind.
Risikoüberwachung und Benchmarking wurden akribisch vorbereitet und sichern alle Aktivitäten ab Day-1. In diesem Zusammenhang muss auch die neue Lizenzsituation unbedingt umgehend ermittelt werden: Die Hersteller warten nach M&A-Projekten aller Erfahrung nah nicht lange mit ihren Audits.
Fazit
Das war ein möglicher Approach für ein M&A-Projekt. Im Idealfall war im Ergebnis die Geschäftskontinuität am Day-1 gegeben; rechtliche und finanzielle Risiken wurden vermieden, Zusatzkosten für Software und IT nicht nur vermieden, sondern es wurden im Gegenteil Einsparpotentiale realisiert.
SoftwareOne hat mit diesem Approach bereits einige Projekte im Bereich Merger und Acquisition bei Großkunden aus dem Enterprise Segment erfolgreich begleitet. Erfolgreich in dem Sinne, dass die vom jeweiligen Kunden vorab gesteckten Ziele jeweils vollumfänglich erreicht wurden.
Darüber dürfen wir im Detail an dieser Stelle nicht berichten; daher erfolgte dies in einer sehr schematischen, allgemeine Darstellung.
Für mehr Informationen über unserer Erfahrungen und auch, wie unser Approach auch Ihren M&A-Erfolg sichert, stehen wir gerne jederzeit zur Verfügung.