FinOps ist eine Disziplin im Cloud Financial Management und bezeichnet Verfahren sowie bewährte Praktiken, die darauf abzielen, in einer vielfältigen Cloud-Landschaft Transparenz und Kostenkontrolle für Cloud-Ressourcen zu schaffen, um die Effizienz der Ressourcennutzung zu maximieren.
Als eigenes Gebiet innerhalb der IT wird FinOps etwa seit 2018 herum betrachtet. Seit 2019 existiert auch eine Dachorganisation: die Non-Profit-Organisation
FinOps Foundation (F2).
Einfluss auf die Entwicklung von FinOps: General Members und Premier Members
Die F2 ist im Jahr 2020 der Linux Foundation (LF) beigetreten und existiert nun als ein Projekt unter dem Dach der LF weiter. Die F2 hat zum expliziten Ziel, Wissen über FinOps zugänglich zu machen und Methoden und Best Practices von FinOps zu standardisieren, und stellt zu diesem Zweck zahlreiche Informationen und Materialien
kostenlos auf ihrer Webseite zur Verfügung.
Fast selbsterklärend ist es daher, dass F2 vor allem von Unternehmen getragen wird, die ganz oder hauptsächlich als Cloud-Betreiber und -Anbieter fungieren oder Beratung in diesem Bereich anbieten. Die Mitgliedschaften von Unternehmen unterteilen sich dabei in General Members und Premier Members. Letztere haben das Recht, jeweils eine Repräsentantin oder eine Repräsentantin als stimmberechtigtes Mitglied des Governing Boards der F2 zu benennen. General Members können lediglich gewählte Repräsentantinnen oder Repräsentanten entsenden, und zwar einen pro zehn General-Member-Organisationen.
AWS entsendet zum einen als neuer Premier Member einen Vertreter in das Governing Board: John Philips, den General Manager der AWS Cost Management and Optimization. Philips ist bei AWS verantwortlich für den Bereich AWS Billing and Cost Management; hierunter fallen solche Produkte wie der AWS Cost Explorer und die AWS Cost and Usage Reports. Zum anderen wird ein weiterer Experte von AWS, Rick Ochs, Produktmanagement-Leiter im Bereich Cloud Optimization, in das FinOps Technical Advisory Council entsandt. Und ein weiterer Experte, Roy Wolman, Produktmanagement-Leiter im Bereich Cost Reporting and Visualization, wird Teil des FinOps Open Cost and Usage Specification (FOCUS) Steering Committee.
FOCUS: ein offener Abrechnungsstandard für die Cloud
Mit FOCUS führt die FinOps Foundation einen offenen Abrechnungsstandard ein. Dieser Standard soll Abrechnungsdaten und entsprechende Tools in der gesamten Cloud-Branche standardisieren und interoperabel machen. So sollen bisherige Herausforderungen in den Bereichen Datenqualität, Genauigkeit und Korrektheit von Daten sowie Datentransformation besser bewältigt werden. Die meisten FinOps-Anwendungsfälle sind sehr datenlastig, wie etwa das Chargeback von Cloudleistungen oder die Finanzberichterstattung von Organisationseinheiten.
Eines der Ziele von FOCUS ist es, die Abrechnungsdaten aller großen Cloudanbieter miteinander kompatibel zu machen. Dies soll zusätzlich auch die einfache Visualisierung der Daten ermöglichen, da übergreifende Werkzeuge entwickelt werden können.
Auch im FOCUS Steering Committee sind große Unternehmen vertreten, wie etwa Meta, Microsoft, Tencent und VMware, aber auch kleinere Player. Mit welcher Motivation engagieren Unternehmen sich hier? Die Arbeit des Komitees wirkt darauf hin, Interoperabilität zu schaffen und einem Vendor Lock-In entgegenzuwirken – letzten Endes also eine fairere Umgebung für Wettbewerb zwischen Cloud-Anbietern zu schaffen. Das Engagement eines Unternehmens, ob nun eines kleinen oder eines großen, lässt darauf schließen, dass es mit Zuversicht in die Zukunft blickt und zumindest aktuell keine Notwendigkeit sieht, die eigenen Konditionen und den eigenen Kundenstamm mit einer restriktiven Datenpolitik vor dem Wettbewerb zu verbergen.
Auch die aktuellen Spezifikationen für FOCUS werden durch das Komitee öffentlich zugänglich gemacht, sowohl als PDF als auch als github Repository. Ebenfalls öffentlich zugänglich und Open Source ist ein Konverter als Kommandozeilen-Tool, mit dem aktuell bereits die Kostendaten der vier großen Cloud-Anbieter AWS, Microsoft Azure, Google Cloud und Oracle Cloud verglichen werden können. Weitere Datenformate sollen in Zukunft mit eingeschlossen werden, was durch den modularen Aufbau des Tools vereinfacht wird. Auch Visualisierungen und eine benutzerfreundlichere Oberfläche stehen auf der To-do-Liste, die mit Hilfe der zusätzlichen Ressourcen von AWS als neuem Premier Member nun vermutlich noch schneller in Angriff genommen werden kann.